Die Farben und Materialien von Mycelium Interwoven

Mode ist mehr als Stoff und Schnitt – sie ist eine Sprache. Eine, die ohne Worte Geschichten erzählt, Emotionen vermittelt und Identität formt. Mit meiner…

Marlene Raymakers am
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Mode ist mehr als Stoff und Schnitt – sie ist eine Sprache. Eine, die ohne Worte Geschichten erzählt, Emotionen vermittelt und Identität formt. Mit meiner Kollektion Mycelium Interwoven tauche ich ein in ein Netzwerk, das uns umgibt und verbindet: das Myzel. Es inspiriert nicht nur die Konstruktion der Stücke, sondern auch deren Farben und Materialien – eine Hommage an die subtilen, verborgenen Prozesse der Natur.

Farbkonzept: Die Natur als Palette

Das Farbdesign der Kollektion ist inspiriert von der Vielfalt und Entwicklung natürlicher Töne – insbesondere aus der Welt der Pilze. Das Ziel war es, über traditionelle erdige Pilztöne hinauszugehen und eine Farbpalette zu entwickeln, die nicht direkt auf Pilze als Quelle verweist. Anfänglich war die endgültige Farbauswahl ungewiss, da Experimente mit pilzgefärbten Stoffen noch in der Entwicklung waren. Die resultierende Palette spiegelt sowohl die unerforschten Bereiche als auch die Faszination für Pilze wider, sowie deren geschützte und verborgene Welt.

Dunkle Töne symbolisieren die geheimnisvolle und mystische Seite des Pilzreichs, während Pastelltöne die vielversprechenden, aufregenden Möglichkeiten und die Vielfalt der Pilze betonen. Helles Grün und Rot repräsentieren die offene Zukunft und das noch unentdeckte Potenzial des Pilzwelt.

Ghost Fungus – ein kühles, nebliges Grau, das die mystische und rätselhafte Aura biolumineszenter Pilze einfängt.

Shiitake Shade – ein elegantes, subtiles Beige, das die stille Widerstandsfähigkeit und das bodenständige Wachstum der Pilze symbolisiert.

Gills Gleam – ein sanftes Silbergrau, das die feinen, zarten Lamellenstrukturen der Pilze widerspiegelt.

Spore Shadow – ein tiefes Grau, das die verborgenen, rätselhaften Tiefen des Waldes und die geheimnisvolle Energie der Pilzwelt repräsentiert.

Midnight Morel – ein intensives, dunkles Schwarz, das die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit des Pilzmyzels verkörpert.

Forest Morel – ein tiefes Moosgrün, das das unermüdliche Wachstum und die regenerative Kraft des Myzels in feuchten Waldböden darstellt.

Porcini Sand – ein warmes, sandiges Beige, das an die trockene, ausdauernde Textur von Pilzhüten erinnert.

Spore Cream – ein sanftes Offwhite, das die unsichtbare, aber wesentliche Kraft des Myzels als Lebensnetzwerk symbolisiert.

Oyster Blush – ein gedämpftes Rosa, inspiriert von der sanften, seidigen Textur und zarten Schönheit der Austernpilze.

Blushing Boletus – ein warmes, zartes Rosa, das die organische Transformation und natürliche Eleganz der Pilze symbolisiert.

Coral Luster – ein tiefes, warmes Rot, das die leuchtenden, unerwarteten Farbakzente und die dynamische Evolution der Pilzwelt einfängt.

Twilight Truffle – ein dunkles, erdiges Braun, das die tiefe Verbindung der Pilze mit dem Boden und ihre wesentliche Rolle im Ökosystem betont.

Materialwahl: Eine Verbindung von Natur und Innovation

Das Materialkonzept dieser Arbeit wurde maßgeblich durch erfolgreiche Experimente, deren Ergebnisse sowie die Verfügbarkeit bestimmter Materialien geprägt. Dabei suche ich eine Balance zwischen der weichen, seidigen Textur des Myzels und der markanten, robusten Erscheinung der Pilze.

Seide steht für die fließende, fragile Qualität, die ich im Myzel interpretiere. Sie bildet einen Kontrast zu festeren Materialien wie Denim, die den kraftvollen, ausdrucksstarken Charakter der Pilze verkörpern – das Unerforschte und Solide. Durch die Kombination dieser Gegensätze betone ich die Dualität der Pilzwelt: das Myzel, weich und zart wie Seide, und den Fruchtkörper, der stabil und robust ist. Diese Eigenschaften spiegeln sich sowohl im Material von Anne Zhao und Alexander Bismarck als auch im überwachsenen Denim wider.

Seide: Das organische Gegenstück

Seide wurde bewusst als Kontrastmaterial für diese Kollektion gewählt. Sie verkörpert die Zartheit und Eleganz, die sich auch in der filigranen Struktur des Myzels findet. In Mycelium Interwoven wird Seide mit Pilzpigmenten gefärbt – Pilze, die ich zuvor im Wald gesammelt und sorgfältig geerntet habe.

Denim: Pilze treffen auf Tradition

Denim ist ein Schlüsselelement der Kollektion – nicht nur wegen seiner Haltbarkeit, sondern auch wegen seiner symbolischen Kraft. Wie Myzel webt sich Denim durch die Modegeschichte, verändert sich im Laufe der Zeit und trägt die Spuren seines Trägers. In meiner Kollektion wird er bewusst von Myzel überwuchert, um ihn in eine neue, organische Ästhetik zu transformieren.

Fruchtkörper: Innovative Lederalternative aus Pilzen

Ein besonders visionäres Element der Kollektion entstand durch meine Zusammenarbeit mit Prof. Alexander Bismarck und Anne Zhao von der Universität Wien. Gemeinsam haben sie bahnbrechende Forschungsarbeit zu einem neuartigen, lederähnlichen Material geleistet, das aus den Fruchtkörpern von Pilzen gewonnen wird. In enger Zusammenarbeit wurde dieses Material speziell für meine Kollektion weiterentwickelt und produziert. Es war für mich eine große Freude, als erste Designerin mit diesem innovativen Material zu experimentieren und es in meine Designs zu integrieren – seine einzigartigen Eigenschaften faszinieren mich und zeigen eindrucksvoll, welches transformative Potenzial Pilze für nachhaltige Luxusmode besitzen.

Im Zentrum des Materialkonzepts steht das Bestreben, die kleinmaßstäblichen Experimente erfolgreich auf ein größeres Produktionsniveau zu skalieren. Es geht nicht nur darum, neue Materialien zu erforschen, sondern sie tragbar zu machen – als Verbindung zwischen Natur und Design.

Eine lebendige Materialität

Mode ist für mich ein Zusammenspiel aus Form, Material und Bedeutung. In Mycelium Interwoven wachsen Materialien nicht nur physisch – sie entwickeln sich auch in ihrer Bedeutung weiter. Sie zeigen, dass Mode ein lebendiges Experiment sein kann.

Pilze erinnern uns daran, dass Veränderung das Wesen des Lebens ist. Diese Kollektion ist eine Einladung, Mode neu zu denken – nicht als starres Produkt, sondern als etwas, das mit uns, unserer Umwelt und unserer Vorstellungskraft verwoben ist.


Hinter der Vision

Team & Credits

Ein herzliches Dankeschön an alle talentierten Menschen, die mit ihrer Kreativität, ihrem Können und ihrer Leidenschaft dieses Projekt zum Leben erweckt haben – eure Hingabe ist von unschätzbarem Wert.

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